1. Elektromagnetische Wellen verlassen die Antenne und eilen durch
den Raum
Nachrichten können mittels elektrischer Signale nicht nur durch
fest verlegte Drähte vom Sender zum Empfänger geleitet werden,
sondern auch frei durch die Luft (on air). Als Verbindungsmedium wird
eine elektromagnetische Welle von einer Sendeantenne zu einer Empfangsantenne
durch den Raum ausgestrahlt. Die Ausstrahlung und Ausbreitung elektromagnetischer
Wellen stellen somit die Voraussetzung dar für die drahtlose Nachrichtenübertragung
und damit auch für den heutigen Mobilfunk. Die Fähigkeit dieser
Art von Wellen, unsichtbar für unsere Augen weite Entfernungen durch
Wind und Wetter, durch Tag und Nacht, durch Atmosphäre und durch
den leeren Raum zu überwinden, hängt mit ihrer physikalisch
höchst interessanten Natur zusammen:
Eine erste für uns nur schwer fassbare Besonderheit ist die Fernwirkung
eines Magneten, dessen Anziehungskraft über große Entfernungen
unsichtbar durch den Raum greift. Wir beschreiben diese unsichtbare Wirkung
durch den Raum mit dem Begriff des magnetischen Feldes und wir
wissen, dass es daneben auch das Phänomen des elektrischen Feldes
gibt, wenn uns nach dem Kämmen die Haare abstehen. Sowohl magnetische
als auch elektrische Felder können den Raum unsichtbar aber wirkungsvoll
durchdringen.
Die zweite Besonderheit ist die Wandlung elektrischer Felder in magnetische
Felder und umgekehrt. Diese Wandlung geschieht immer, wenn man ein Feld
in eine Dynamik versetzt. Wer ein elektrisches Feld aus- und einschaltet,
der erzeugt unweigerlich ein Magnetfeld, das um das elektrische Feld herumpulsiert,
und wer ein Magnetfeld (z.B. von einer Magnetspule) aus- und einschaltet,
der erzeugt ein pulsierendes elektrisches Feld um das Magnetfeld herum.
Dies sind die berühmten Induktionsgesetze, die Michael Faraday
1831 entdeckte.
Die naturgesetzliche Verkettung dynamischer elektrischer und magnetischer
Felder nutzt der Nachrichtentechniker, wenn er eine metallische Stange
aufstellt und aus seiner Sendeelektronik elektrische Wechselspannung in
diese Antenne leitet. Um die Antenne herum entsteht
aus der Wechselspannung ein pulsierendes elektrisches Wechselfeld. Dadurch
passiert genau das, was die Natur in den Induktionsgesetzen festgelegt
hat: um das elektrische Feld beginnt im gleiche Rhythmus ein magnetisches
Feld zu pulsieren. Es verketten sich also gegenseitig umschlingende elektrische
Feldlinienbündel und magnetische Feldlinienringe und in ihrem Auf
und Ab müssen sie den Umwandlungsgesetzen folgen: das abnehmende
elektrische Feld induziert ein magnetisches Feld und sobald dieses abnimmt
induziert es wieder ein elektrisches Feld. In ihrer eigenen dynamischen
Neuerzeugung lösen sich die Feldlinien von der Antenne und pflanzen
sich in den Raum fort. Wenn aus der Antenne weitere elektrische und magnetische
Wechselfelder hervortreten, so löst sich mit jedem Schwingungstakt
ein neues Feldlinienbündel von der Antenne und folgt den vorauslaufenden.
Mit ihrem Takt sendet die Antenne fortschreitende Wellen in den Raum,
die auf ihrem Weg stets im gleichen Takt weiter schwingen. Was da durch
den Raum schwingt, kann unser Auge aber nicht sehen, es ist das stetige
Pulsieren der miteinander verketteten elektrischen und magnetischen Felder,
die der Welle den Doppelnamen "elektro-magnetische" Welle
gegeben hat. Die elektromagnetischen Wellen breiten sich rasend schnell
mit der Lichtgeschwindigkeit von 300 000 km pro Sekunde aus. Den Schwingungstakt,
wie ihn die Antenne vorgibt, nennt der Techniker Frequenz, dabei bedeutet
ein Hertz (Hz) eine Schwingung pro Sekunde. Stellt man nun in den Raum
eine weitere Antenne, so wirkt diese als Empfangsstation. Das elektrische
und das magnetische Feld der vorbeifliegenden Wellen erzeugen in der Antenne
einen Strom im selben Takt wie ihr eigener. Wenn dieser Strom auch sehr
klein ist, so können elektronische Verstärker ihn doch in ein
deutlich wahrnehmbares Signal verwandeln. Damit ist es gelungen, durch
den freien Raum ohne Draht durch den Takt elektromagnetische Wellen eine
Verbindung von Sender zu Empfänger herzustellen.

Von positiven und negativen elektrischen
Ladungen geht stets ein elektrisches Feld weit hinaus in den Raum, hier
in roten Feldlinien gezeichnet. Treibt man mit Wechselspannung die elektrischen
Ladungen in einer Antenne (schwarz) hin und her, so entsteht zusätzlich
ein magnetisches Feld, dessen Feldlinien (blau) ringförmig um die
Antenne laufen. Diese Ringe umschlingen die elektrischen Feldlinien und
treiben sie fort von der Antenne in den Raum.
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